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Helikonstimmplatte

Bei einigen Akkordeons und vor allem bei der steirischen Harmonika verwendet man im Bass Helikonstimmplatten. Diese sollen den Klang der Helikontuba simulieren, die durch ihre Bauform im Unterschied zur Tuba einen sonoreren Klang aufweist.

Helikontuba

Die kreisrunde Bauform ermöglicht es dem Spieler, das Instrument um die Schulter zu legen. Dies ist z.B sinnvoll bei Reitern, die zu Pferde Musik machen. Die Helikontuba ist der Vorläufer des Sousaphons.

Sousaphon

Helikonstimmplatten werden in der Regel für den Grundbass verwendet. Es gibt einfache und doppelte Stimmplatten. Auf der Einfachen ist nur eine Stimmzunge für Druckluft und eine für Zugluft angebracht. Es gibt aber auch Stimmplatten, da sind zusätzlich zu den Grundstimmzungen weitere Stimmzungen montiert, die im Oktavintervall dazu klingen.

Ansicht der Oberseite einer Helikonstimmplatte mit Ventil:   Helikonstimmplatte von oben mit Ventil

Ansicht der Unterseite einer Helikonstimmplatte mit demontiertem Ventil: Helikonstimmplatte Unterseite mit demontiertem Ventil

Seitliche Ansicht einer Helikonstimmplatte:

seitliche Ansicht einer Helikonstimmplatte

Typisch für Helikonstimmplatten ist die keilförmige Stimmplatte aus Duraluminium. Am freischwingenden Ende der Stimmzunge ist die Stimmplatte dicker, als am montierten Ende.
Im Gegensatz zu Bass-Stimmplattem werden die Stimmzungen hier auf die Platte geschraubt und nicht genietet. Das sorgt für besseren Halt, da hier eine größere Amplitude der Stimmzunge erreicht wird, das heisst, die Stimmzunge schwingt weiter aus, was sich in der höheren Lautstärke bemerkbar macht.
Bei tiefen Frequenzen benutzt man gerne 2 Nieten, bzw. Schrauben, um ein seitliches Verrutschen der Stimmzunge zu verhindern. Das kann ansonsten durch die hohe Amplitude leicht geschehen.
Helikonstimmplatten benötigen folglich einen größeren Resonanzraum. Deshalb ist die Kanzelle des Stimmstocks wesentlich größer, als bei Standard-Bass-Instrumenten. Die Stimmplatten sind aus Platzgründen oft im 90 Grad Winkel zueinander angeordnet. Im folgenden Bild sieht man einen „gefalteten“ Stimmstock mit 12 Stimmplatten einer Oktave. Es gibt 6 Stimmplatten waagerecht und 6 Stimmplatten senkrecht im 90 Grad Winkel zueinander angeordnet.
Nebenbei sitzen die Sekundstimmstöcke, die für die Akkorde gebraucht werden.

Helikonstimmplatten werden oft nicht eingewachst , sondern auf den Stimmstock geklebt und mit Nägeln fixiert. Wachs würde die tiefe Frequenz und die hohe Amplitude womöglich in Eigenschwingung versetzt und könnte die Stimmplatten auf Dauer nicht halten und abdichten.

 

 

 

Die verschiedenen Arten der Handharmonikas

Handharmonikas sind in der Regel wechseltonig, das heisst auf Zug und Druck des Balges ertönen im Gegensatz zum Akkordeon zwei unterschiedliche Töne.
Diese Instrumente besitzen außerdem einen geringeren Tonumfang, als Akkordeons. (siehe Grifftabellen zum jeweiligen Instrument)
Oft fehlen einige Halbtöne der chromatischen Tonleiter.
Beispiel: c-cis(des)-d-dis(es)-e-f-fis(ges)-g-h-c“

Dennoch sind viele musikalische Stücke auf Handharmonikas möglich. Berühmt geworden damit ist z.B. Hans Albers mit dem Titel „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins…“
Auch in der volkstümlichen Musik werden diese Instrumente gerne verwendet. Florian Silbereisen beispielsweise landete mit seiner steirischen Harmonika viele Hits.

Es gibt so viele Arten von Handharmonikas, dass es unmöglich ist, alle zu nennen. Am Bekanntesten jedoch sind noch die vier-, sechs- oder achteckige Concertina und das Bandoneon, die in unterschiedlichen Bauweisen mit verschiedenen Griffvarianten gebaut werden.

       

In der Schweiz wird traditionell das Schwyzer Örgeli gespielt. Typisch sind unter anderem die im Halbkreis angeordneten Knöpfe des gleichtönigen Basses und die Balgecken aus Leder. Der Diskant ist hingegen zum Bass wechseltönig und im Wesentlichen sind die Töne diatonisch angeordnet.

Nachfolgend werden vier Arten von Handharmonikas beschrieben, die sich in ihren typischen Merkmalen voneinander unterscheiden:

Deutsche Handharmonika:
  • 1 reihig
  • I-IV chörig
  • Zugknopfgregister
  • Löffelklappen am Bassteil, auch genannt „Brummkasten“

Grifftabelle: Grifftabelle deutsche Handharmonika

Wiener Handharmonika:
  • 1-3 reihig
  • II chörig
  • keine Register
  • eingelassene Bassknöpfe

Grifftabelle : Grifftabelle Wiener Modell 3 reihig

Club-Modell:
  • 3-reihig
    ( 2. Reihe: 1 Gleichton / 3. Reihe: Hilfstonreihe mit Halbtönen, chromatische Tonleiter möglich )
  • I-V chörig
  • Register
  • kein Wechselbass

Grifftabelle: 

Steirische Handharmonika:
  • 3-4 reihig (2.+3.+4. Reihe: 1 Gleichton)
  • II-III chörig
  • keine Register
  • Helikonbass / Wechselbass
  • Schalltrichter im Bassgehäuse (nicht typisch bei allen Modellen)

Grifftabelle: 

Die Tonerzeugung

Ein Ton eines Akkordeons, sowie auch von der Mundharmonika und allen anderen Handzuginstrumenten kommt von einer frei durchschwingenden „Zunge“ aus Federstahl oder Messing (auch andere Materialien, wie Kunststoff sind möglich), die an einem Ende fest verbunden ist mit der sogenannten Stimmplatte .
Das andere Ende schwingt frei durch den Stimmzungenschlitz der Stimmplatte und erzeugt dadurch einen Ton.
Je nach Länge der Stimmzunge ist dieser dann höher oder tiefer. Auf einigen Stimmzungen sind am frei schwingenden Ende sogar Gewichte angebracht, damit man die Stimmzunge nicht zu lang machen muss, um einen besonders tiefen Ton zu erreichen.
Viele von uns hatten das während der Schulzeit bereits ausprobiert: Wenn man ein Lineal über die Tischkante hält, es auf der einen Seite fest auf den Tisch drückt und mit der anderen Hand am freien Ende in Schwingung versetzt, entsteht ein Ton, den man durch Verschieben des Lineals verändern kann. Genauso funktioniert das auch beim Akkordeon.
Jetzt kommt das Kuriose:

Die Stimmzunge wird durch Druckluft in Schwingung versetzt und jetzt raten Sie mal, was passiert, wenn die Druckluft auf das freie Ende der Stimmzunge trifft.
Eigentlich könnte man annehmen, dass sich diese zunächst nach aussen biegt, das tut sie aber nicht! Im Gegenteil, sie wird nach innen gezogen und schwingt dann wieder zurück.
Das nennt man in der Physik ein Aerodynamisches Paradoxon.
Wir alle haben schon erlebt, dass eine Tür zuknallt, wenn gleichzeitig ein Fenster offen steht. Das erscheint uns zunächst widersinnig oder paradox.
Der Luftstrom, der durchs Fenster herein kommt und durchs Zimmer strömt, müsste die Tür doch eigentlich aufdrücken. Das tut er aber nicht; im Gegenteil: er zieht sie zu.

Es gibt jeweils für Druck und Zug eine Stimmzunge. Diese werden mit einem Ventil aus Kunststoff oder Vileda (früher aus Leder) abgedichtet, damit sie nicht beide gleichzeitig erklingen.

Die Stimmplatten werden mit einem Spezial-Wachs auf die entsprechenden Kanzellen des  Stimmstocks geklebt. Durch diese kann nun Luft zu den Stimmzungen strömen und sie zum schwingen bringen. Bei der Mundharmonika reicht es aus, in das entsprechende Kanzellenloch zu pusten, damit ein Ton erklingt. Beim Akkordeon muss der Balg für die Lufterzeugung sorgen und zusätzlich eine Taste betätigt werden, die dann das entsprechende Kanzellenloch öffnet.